Titel: Wir haben schon immer im Schloss gelebt
Autorin: Shirley Jackson
Verlag: Festa Verlag (21. Mai 2019)
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Merricat lebt am Rande eines Dorfes im Schloss der Familie Blackwood, nur in Gesellschaft ihrer Schwester Constance und dem wunderlichen Onkel Julian, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Alle anderen Familienmitglieder wurden vergiftet.
Merricat liebt die Ruhe im Schloss. Aber seit Constance vor Gericht freigesprochen wurde, den Rest der Familie ermordet zu haben, lässt die Welt die Blackwoods keinen Frieden mehr.
Und als Cousin Charles auftaucht, voller falschem Getue und dem verzweifelten Bedürfnis, an den Inhalt des Familiensafes zu kommen, muss Merricat alles in ihrer Macht stehende tun, um das Schloss und seine Bewohner vor Schaden zu schützen …
Keywords: Familie, Vorurteile, Gerüchte, Neid
Im letzten Monat haben wir im Buchclub „Wir haben schon immer im Schloss“ von Shirley Jackson gelesen. Bevor ich ein bisschen von unserem digitalen Austausch in der Gruppe erzähle, möchte ich zunächst meine Leseeindrücke mit euch teilen.
Von der Autorin habe ich bisher kein Werk gelesen und voraussichtlich werde ich auch zu keinem weiteren greifen. Versteht mich bitte nicht falsch, das Buch war nicht gänzlich schlecht aber für meinen Lesegeschmack doch zu wenig Action und Story. Ich bin jemand, der zu einem Buch aus Entspannung greift. Das heißt, ich möchte es lesen und direkt verstehen, ohne jeden Satz mehrfach lesen zu müssen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Hier habe ich zwar die Geschichte an sich direkt verstanden, den größeren Sinn dahinter allerdings nicht. Für mich fehlte es der Geschichte an Tiefe. Ich fand sie oberflächlich und fast ein wenig lahm. Viele Wiederholungen, die meiner Ansicht insbesondere im Anbetracht der überschaubaren Buchlänge (nur 224 Seiten!) einfach nur unnötig waren. Vielleicht sollten sie auch dazu dienen etwas besonders zu betonen. Nun denn: Dann ging der Zweck hinter diesem stilistischen Mittel an mir vorbei.
Die Protagonisten sind in diesem Psycho-Thriller sehr eigen, fast ein wenig verschroben. Im Zentrum steht Merricat. Als Leser wissen wir nicht genau, wie alt sie ist, doch ist sie sicherlich kein junges Mädchen mehr. Am liebsten hält sie sich im Schloss oder angrenzenden Garten auf, versteckt regelmäßig Dinge (wie Münzen). Sie liebt Gewohnheiten und versucht an diesen zwanghaft festzuhalten. Egal, wie unlogisch dies in bestimmten Momenten scheint. Ihre Schwester Constance ist etwas weniger verschroben, sie ist auf naive Art und Weise liebenswürdig, will immer an das Gute im Menschen glauben. Dennoch hat sie seit Jahren das Haus nicht mehr verlassen, seitdem sie unschuldig gesprochen wurde fast ihre gesamte Familie ausgelöscht zu haben. Der gemeinsame Onkel Julian schreibt bereits seit Jahren an seinen Memoiren, hängt dabei aber ewig an einem bestimmten Kapitel fest. Er ist sehr krank, hat gute und deutlich mehr weniger gute Tage. Cousin Charles war nie Teil der Familie. Als er aus heiterem Himmel vor der Tür steht, wird er weitestgehend mit offenen Armen empfangen – zumindest von Constance. Gute Absichten hat er nicht, er ist nur auf sich selbst bedacht.
Das Buch in einem Wort zusammengefasst, ist für mich „Vorurteile“. Die Dorfbewohner hegen Vorurteile gegen die Bewohner des Schlosses. Glauben, sie halten sich für etwas Besseres. Merricat, Constance und Julian haben Vorurteile gegenüber der Dorfgemeinschaft. Aus diesem Grund halten sie sich weitestgehend von ihnen fern. Gegenseitiges Unverständnis.
Die Autorin Shirley Jackson ist bekannt dafür in ihren Werken die Verfolgung von Außenseitern zu thematisieren, insbesondere wenn kleingeistige Bürger es auf etwas sonderbare Menschen abgesehen haben. Ihr Roman „Spuk in Hill House“ ist, was das angeht, wohl sehr ähnlich. Auch hier steht ein freistehendes abgelegenes Haus im Mittelpunkt. Wer also mehr wissen will, sollte wohl auch noch zu diesem Werk greifen. ;)
Nun habe ich schon ziemlich viel geschrieben, euch aber noch nicht an unserem letzten Buchclub-Treffen teilhaben lassen. Und wisst ihr was? Wir haben uns schon wieder „vermehrt“. Nachdem wir zu Beginn des Jahres deutlich geschrumpft waren und nur noch vier Mädels gewesen sind, sind wir jetzt schon wieder zu sechst. Das ist doch etwas. Fünf Frauen und ein Mann. Für ein auf Arbeit gegründeter Buchclub ist das doch großartig. Ich freue mich immer wieder darüber, wie viele aus meinem Umfeld doch auch gerne lesen. :)
Beendet haben wir „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ fast alle. Alle bis auf unseren einzigen Mann. Die Begeisterung für das Gelesene hielt sich bei uns allen allerdings in Grenzen. Es fehlte etwas, das man aus dem Buch für sich mitnehmen kann – so eine Kern-Essenz. Es fehlte an Spannung und an Verständnis für das Geschriebene. Interessant fand ich den Punkt, den eine angesprochen hat, wir uns dabei aber alle nicht einig wurden. Diese zwanghafte Beziehung zwischen den Schwestern Merricat und Constance. Beide schaffen sich gemeinsam eine isolierte Welt, in der nur sie beide existieren. Besonders zum Ende des Buches ist diese traute Zweisamkeit wiederhergestellt und die Gefahr der Außenwelt, welche kurzzeitig durch den Cousin Charles eingedrungen ist, abgewendet. Beruht das Verhältnis der beiden auf Schwesternliebe oder ist es schon eher das Stockholm Syndrom, was hier vorliegt? Wir wissen es nicht.
Insgesamt hat mir das Buch nicht viel gegeben. Mir ist unklar, warum die Autorin auch als „Queen of Horror“ bezeichnet wird. Zum Gruseln war hier eigentlich gar nichts, außer das Weiterlesen als man längst schon aufgeben wollte.
Meine Bewertung zum Buch:
Story
Originalität
Spannung
Überraschungseffekt
Schreibstil
Weiterempfehlung
Gesamt
Hallo liebe Linda,
Das Buch steht bei mir im Regal und da steht es auch gut. Ich habe es angelesen und es hat mich einfach nicht gecatcht. Ich gehöre also zu denen, die abgebrochen haben. Das kommt bei mir äußerst selten vor, aber bei diesem Buch fand ich schon den Schreibstil problematisch. Mir ist auch nicht klar, warum die Autorin den Namen „Queen Horror “ verdient hat. Vielleicht basiert diese Auszeichnung auf ihren anderen Werken. Das werde ich wohl nicht herausfinden, da ich auch nicht nochmal zu einem ihrer Bücher greifen werde.
Ganz liebe Grüße
Mimi
Hi Mimi,
ich glaube, ich habe das Buch auch nur beendet weil wir es im Buchclub gelesen haben. Ich wollte mitreden können. Gecatcht hat mich das Werk aber auch so gar nicht. Bin froh, dass ich da mit dir eine Gleichgesinnte gefunden habe. :)
Liebe Grüße
Linda
Hallo Linda,
ich kenne von der Autorin nur „Spuk in Hill House“, welches bei mir noch ungelesen im Regal steht. Ich hatte bisher eigentlich nur Gutes über diese Autorin und ihrer Geschichten gehört. Aber zurzeit vermehren sich die negativen Meinungen, habe ich das Gefühl. Aber das macht dieses Buch hier nur noch interessanter für mich. :D
Liebe Grüße
Nico
Hallo Nico,
ich habe vorher noch gar nichts über die Autorin gehört, habe tatsächlich nur durch den Buchclub zu diesem Werk gegriffen und nachdem ich es ausgelesen habe, habe ich bisher noch von niemanden etwas Gutes dazu gehört. :D
„Spuk in Hill House“ soll ja viele Parallelen aufweisen. Vermutlich wäre es spannend hier zu schauen, inwiefern das zutrifft. Ich habe in naher Zukunft aber erstmal kein Bedürfnis ein weiteres Buch der Autorin zu lesen…^^
Liebe Grüße
Linda
Schönen guten Morgen!
Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, weil ich einige wirklich sehr positive Rezensionen dazu gelesen hatte. Allerdings hab ich es tatsächlich abgebrochen, weil die viel gerühmte unheimliche Atmosphäre für mich einfach nicht spürbar war; und ich fands auch tatsächlich einfach nur langweilig … sehr schade!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hi Aleshanee,
wie so oft bei hochgelobten Autoren: Viel Lob und dann gar nicht mal so viel dahinter. ;)
Zumindest trifft es in diesem Fall zu.
Mach dir noch einen schönen Abend.
Liebe Grüße
Linda