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Meine zweite Lesung von Arno Strobel

Lesung_Arno_Strobel_Fake

Vergangenen Donnerstag haben Steve und ich mal wieder eine Lesung besucht, es ging zu Arno Strobel. Die Tickets dafür haben wir sogar erst direkt am Tag in der Mittagspause besorgt. Tatsächlich hatten wir damit gerechnet gar keine mehr zu bekommen, weil gute Thriller-Autoren, wie Strobel es nun mal ist, gerne mal Wochen im Voraus ausverkauft sind. Doch es gab noch Tickets, unser Glück.

Braun gebrannt, gut gelaunt und voller Elan eröffnet Strobel seine mittlerweile schon dritte Lesung in Braunschweig (auf einer waren wir bereits, hier mehr dazu). Kaum zu glauben, doch Arno Strobel ist erst wenige Tage vor der Lesung 60 geworden. Gut gehalten nennt man das wohl. ;)

Strobel gehört zu den Spätzündern unter den Autoren, immerhin begann er erst mit 40 zu schreiben. Mittlerweile veröffentlicht er aber fast jedes Jahr zwei Bücher und hat bereits mehr als 30 Thriller auf den Buchmarkt geworfen, die genaue Anzahl weiß er nicht. Er wäre auch anhand einzelner Zitate aus beliebigen von ihm geschriebenen Werken nicht dazu in der Lage den Titel des Buches zu benennen. Wenn er ein Schreibprojekt abschließt, dann schließt er damit auch ab (einzige Ausnahme ist die Max Bischoff Reihe, die hat ihn bisher immer weiter verfolgt).

An diesem Abend hat er aus drei verschiedenen Büchern vorgelesen: Sharing, Mörderfinder und aus seinem neuesten Thriller Fake. Zwischen den einzelnen Passagen stand er Rede und Antwort. Außerdem hat er die eine oder andere Anekdote preisgegeben. Generell sind Strobel’s Lesungen von einer extrem entspannten Atmosphäre geprägt. Er sucht das Gespräch mit seinen interessierten Lesern, ermutigt sie durchgängig dazu Fragen zu stellen, denn dumme Fragen gibt es für ihn nicht, in meiner Welt schon. ;)

Lesung_Arno_Strobel_Fake_(Extra1)

Häufig wird er gefragt, woher er seine Ideen nimmt und wie er letzten Endes zu seinen Geschichten kommt. Da ihm diese Frage wirklich oft gestellt wird, hat er beschlossen die Antwort darauf zu reimen. Nicht gut, sondern eher auf einem Niveau wie Gedichte gerne mal an Geburtstagen oder Hochzeiten vorgetragen werden, aber dennoch unterhaltsam.

Jahrelang hat er sich gewehrt eine Reihe zu schreiben, er liebt seine Einzelbände. Nur durch sie kann er sicher sein, dass jeder Charakter, selbst der Sympathieträger, der Mörder sein kann. Bei einer Reihe ist das anders. Der Hauptcharakter kann schlecht der Mörder sein, denn sonst wäre die Reihe ja vorbei. Bei Serien besteht aber der entscheidende Vorteil, dass Charaktere tiefer entwickelt werden können. Veränderung durch Erlebnisse. Genauso war und ist es bei seinem Protagonisten Max Bischoff.

Von der Idee bis zur Veröffentlichung eines Buches dauert es sieben Monate. Das reine Schreiben nimmt 4 Monate in Anspruch, plus einen vorgelagerten Recherche-Monat. Auch nach Einreichung bei seinem Verlag begleitet ihn das Buch immer wieder für Korrekturen bevor es dann tatsächlich in den Druck geht. Andere Autoren brauchen auch gerne mal länger, sprechen dann von „Schreibblockaden“. Davon hält Strobel gar nichts. Schreibblockaden sind für ihn eine Ausrede für Faulheit. Schreiben ist schließlich der Job eines Autors, sowie backen für einen Bäcker und der kann auch nicht nachts um drei sagen „Oh…heute habe ich eine Backblockade“.

Strobel konzentriert sich gerne auf eine einzige Geschichte, ist also kein Fan davon parallel zu schreiben. Ein Jugendthriller und ein Erwachsenenthriller parallel mag ja noch gehen, aber zwei Stories für Erwachsene in einem Schwung schreiben, das klappt nicht. Er schreibt also nicht parallel, lebt aber parallel in Büchern, schreibt also an einem Buch, liest aber das andere und denkt schon über das nächste nach.

Selbst liest er nur noch gelegentlich, deutlich weniger als früher. Da er mittlerweile sämtliche Kniffe und Tricks kennt, kann er nicht mehr unbedarft an Bücher herangehen und das mindert ein wenig den Lesespaß. Was er aber hat, ist ein eigenes Bücherregal für alle Werke vom Meister persönlich – Stephen King. Hin und wieder liest er auch gerne mal Kerstin Gier, also etwas komplett anderes.

Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren plottet er seine Geschichten nicht, weil es ihn einengt. Er überlegt sich einen Anfang und ein Ziel aber der Weg zum Ziel entwickelt sich in einer Eigendynamik. Er schreibt also chronologisch und kann zu Beginn noch nicht sagen, was im Mittelteil so abgeht.

Alles in allem war das eine tolle Lesung. Ich kann jedem Thriller-Fan nur ans Herz legen mal eine Lesung von Strobel zu besuchen, wenn es sich ergibt. Man erfährt wahnsinnig viel, kriegt nicht nur etwas vorgelesen, sondern lernt den Autor richtig kennen. Eine ganz andere Atmosphäre als bei vielen anderen Lesungen, vor allem durch den unfassbar bühnenpräsenten und unterhaltsamen Autor.

Lesung_Arno_Strobel_Fake_(Extra2)

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