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Mein erstes Mal: eine Lesung von Chris Carter

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Gestern war mein erstes Mal – meine erste Lesung. Und dann auch noch bei Chris Carter – einer meiner absoluten Lieblingsautoren, wenn es um spannende Thriller geht.

Die Lesung fand im Rahmen des Krimifestivals in Braunschweig statt. Und Chris Carter war auch noch das erste Mal mit von der Partie in Braunschweig, welch ein Glück. ;)

Als mein Freund und ich zusammen mit zwei Freunden bei der Lesung am Martino-Katharineum Gymnasium ankamen war es bereits voll und die Menschen standen die Treppe hinunter bis draußen auf die Straße. Man musste also ein bisschen Geduld mitbringen und wir haben uns schon gedanklich mit Plätzen ganz weit hinten angefreundet, und so kam es dann auch. Mit ein bisschen Kopf zur Seite neigen war das aber alles gar kein Problem. ;)

Punkt 20 Uhr (mehr oder weniger^^) ging es dann auch schon los. Chris Carter kam in den Saal und erinnerte durch sein Auftreten in Lederjacke mit Flammenaufdruck und seinen langen pechschwarzen Haaren mehr an einen Rockstar, der er in gewisser Hinsicht ja auch ist/war, als an einen Autor.

Günter Keil (Journalist) moderierte durch den Abend. Ein Wechsel zwischen Interview und Lesepassagen sowohl von Chris Carter in Englisch als auch von Wanja Mues (Schauspieler) auf Deutsch folgten.

Ich möchte jetzt hier nicht alle Fragen und Antworten des Abends wiedergeben aber zumindest einen Ausschnitt dessen, was mir besonders hängen geblieben ist.

Mein_erstes-Mal_Eine_Lesung_von_Chris_Carter_(Autogrammstunde)

Chris Carter hat verschiedene Phasen durchlebt. Zunächst hat er forensische Psychologie studiert und für die Staatsanwaltschaft gearbeitet. Doch dieser Job brachte mit sich, dass „jeder Tag scheiße war. Es gab keinen Tag, der zur Abwechslung mal gut war. Jeder Tag war schlecht.“

Und so entschied Carter, dass er das nicht ewig machen kann, ihn dieser Beruf auf lange Sicht nicht glücklich macht, sondern runterzieht. Und so machte er seine Leidenschaft, das Gittare spielen, zu seinem neuen Beruf, was ohnehin mehr Frauen anlockt. ;) Doch auch diese Zeit hatte irgendwann ein Ende. Chris Carter probierte sich als Autor. Mit Erfolg. Heute ist er ein internationaler Bestseller Autor von Thrillern, bei dem jedes Buch auch einen Hauch Realität in sich birgt.

Fühlst du dich durch diese drei Lebensphasen so als hättest du drei Leben durchlebt?

Carter hat die Frage verneint. Es war/ist nur ein Leben aber wie es halt so üblich ist von Wandlungen geprägt. Wenn alles so bleiben würde, wie am Anfang, wären wir alle noch „Cowboys und Prinzessinnen“. Man verändert und entwickelt sich mit der Zeit nun mal einfach. Und das ist gut.

Gibt dir jemand Feedback zu deinen Büchern, auch mal während des Schreibprozesses?

Generell erhält Carter von niemanden vor Fertigstellung eines Thrillers Feedback. Es liegt im Selbstvertrauen des Autors etwas Vernünftiges zu kreieren. Ohnehin ist viel Feedback einer der Gründe, warum es so verdammt viele schlechte Bücher auf dem Markt gibt. Seine Lektorin gibt ihm dann Feedback. Und sie ist nett, gibt ihm meistens grünes Licht.

Wo setzt du Grenzen? Gibt es etwas, über das du nicht schreiben würdest?

Chris Carter hat Grenzen. Zwei Grenzen, die er nicht überschreiten will – Gewalt gegen Frauen inkl. Vergewaltigung und Gewalt gegen Kinder.

Was ist brutaler? – Realität oder Fiktion?

Definitiv die Realität. Während in der fiktiven Welt immer ein Motiv vorhanden sein muss, ein Ursprung oder Beweggrund für die Tat, fehlt dieses in der Realität häufig gänzlich. Carter hat hierbei ein Beispiel eines echten Falls während seiner Arbeit für die Staatsanwaltschaft angeführt, wobei er einen Massenmörder im Gefängnis interviewen musste. Dieser hat nach einer Auseinandersetzung mit einem Mann in einer Kneipe diesen nach Hause verfolgt und dort umgebracht. Und anschließend seine Frau, seine beiden Töchter und seinen Sohn. Und noch die Hunde im Haus. Also alle. Auf die Frage von Carter danach, warum alle und nicht „nur den Mann“, hat der Mörder nur geantwortet: „Weil sie zu Hause waren“. Und solch ein Ende könnte er in seinen Büchern niemals schreiben, solch ein Ende würde seine Lektorin und sein Herausgeber gar nicht absegnen. In der fiktiven Welt muss ein Grund vorhanden sein. Und deswegen ist die Realität um einiges härter.

Wie viel Chris Carter steckt in den Protagonisten Hunter und Garcia?

Keiner der Charaktere basiert vollständig auf Carter aber dennoch haben beide Ermittler Eigenschaften von Carter erhalten, einfach weil er sich damit auskennt, darüber schreiben kann. So hat Carter wie Hunter zum Beispiel forensische Psychologie studiert und mag Whiskey. Den Humor von Carter hat Garcia abbekommen, ebenso wie seine brasilianischen Wurzeln.

Ist es wahr, dass du eine Zeit lang als Stripper gearbeitet hast?

Ja, Carter hat als Stripper gearbeitet. Aber das ist nicht alles. Als er jung war hat er so einiges für Geld getan. Er hat unter anderem in einer Pizzeria gearbeitet und er weiß zwar nicht wie das hier in Deutschland typisch ist aber bei ihnen war es so, dass häufig etwas von den Pizzen genascht wurde. Bei einer Pizza fehlte so mal schnell ein Scheibchen Salami oder ein bisschen Käse. Doch einmal brachte der Kellner die Pizza an den Tisch und die Frau guckte ihn so komisch an…erst da wurde klar, dass dem Kellner noch ein Mozarella-Faden vom Mund bis zur Pizza hing. ;)

Carter kommen seine Ideen eher spontan. Er überlegt sich keine detaillierten Handlungsstränge und konstruiert kein umfangreiches Handlungsgerüst. In der Regel weiß er während des Schreibens noch nicht mal, wer der Mörder in seinem neuen Thriller wird, was gut ist – denn so wissen wir als Leser es ebenfalls bis zum Ende des Buches nicht.

Die Lesung wurde durch den Moderator Günter Keil nach drei Fragen aus dem Publikum beendet.

Chris Carter ging aus dem Raum und stand dann an einem Stehtisch für Unterschriften bereit. Unser recht spätes Kommen hat sich also doch noch als positiv herausgestellt. Denn wir waren durch unsere Plätze ganz weit hinten einige der ersten als es um das Unterschreiben der mitgebrachten oder vor Ort gekauften Bücher ging. ;)

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