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Lesung mit Violine von Natasha Korsakova

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Vergangenen Freitag war es mal wieder soweit. Steve und ich haben eine Lesung besucht. Im idyllischen Bad Lauterberg, etwa eine Stunde Fahrzeit von Braunschweig entfernt, wo wir leben, hat die talentierte Natasha Korsakova im Kurpark das Publikum sowohl mit ihrem meisterhaften Violinspiel begeistert als auch durch Passagen ihres Kriminalromans „Römisches Finale“ die Zuschauer in ihren Bann gezogen.

Alle Lesungen, die wir bisher besucht haben, fanden innen statt, ob im Theater oder der Stadtbibliothek. Diese hier war wirklich etwas Besonderes. Sie fand in wunderschöner Umgebung draußen statt, was von der Atmosphäre direkt etwas anderes ist. Begrüßt wurde jeder Gast mit einem Glas Sekt und hatte die Chance sich den Park in Ruhe anzusehen, bevor es auf der Bühne mit dem Programm losging.

Mit kleiner Verzögerung begann es dann. Zunächst führten der Bürgermeister und die Chefin der Buchhandlung Moller gemeinsam in den Abend ein, bevor Natasha die Bühne übernommen hat. Für sie war es nicht die erste Lesung in Bad Lauterberg, das kleine Örtchen hat sie bereits drei Jahre zuvor für ihren Debütroman besucht. Doch an diesem Abend sollte es hauptsächlich um den zweiten Band „Römisches Finale“ des Ermittlers Commissario Di Bernardo gehen. Die Rezension zum ersten Teil „Tödliche Sonate“ findet ihr hier auf dem Blog. Übrigens: im März 2023 erscheint der dritte Teil, dann in einem neuen Verlag.

Die Lesung begann sie mit einer musikalischen Einleitung, einem zauberhaften Violinspiel. Tatsächlich beziehen sich alle ihre ausgewählten Lieder für den Abend auf ihre bisher erschienenen Bücher, mit einer Ausnahme. Dies hat sie als kleinen Ausblick für ihr neues Werk in das Programm aufgenommen. Ich kann euch leider nicht mehr sagen, von wem sie genau was gespielt hat. In der klassischen Musik kenne ich mich so gar nicht aus und obwohl sie zu jedem Details erzählt hat, sowohl zu den Komponisten als auch zu dem Song an sich, ging mir das mit meinem geringen Musikverständnis, zu schnell zum Mitschreiben. Ihr findet all diese Musikstücke jedoch auch in ihrem Buch, denn da sind sie in die Geschichte eingebunden.Lesung_Natasha_Korsakova_Roemisches_Finale_(Extra7) Lesung_Natasha_Korsakova_Roemisches_Finale_(Extra5)

Oft wird sie gefragt, wie sie die Handlungsorte ihrer Bücher auswählt. Tatsächlich entspringt Rom eher einem Zufall, bei Italien sieht das allerdings anders aus. Ihre Werke sind Geigen-Krimis und die Stradivari, aber auch viele weltberühmte Geigenbauer abseits der wohl berühmtesten Geige der Welt, kommen aus Italien. Italien als das Land der Erschaffer von Violinen lag daher nahe für ihre Geschichten. Außerdem lebt ein Teil ihrer Familie in Rom und ihre Tante hat ihr eine Wohnung für Recherchearbeiten zum Buch zur Verfügung gestellt, so dass Natasha schnell von der Mischung aus Antike und Moderne begeistert wurde. Der zweite Handlungsort ist San Luca, ein malerischer Ort, in Kalibrien, wo ihr Lieblingsautor Carrado Alvaro herkommt. Außerdem ist das Örtchen das zu Hause der kalibrischen Mafia, durch die es dort beispielsweise elf Jahre keinen Bürgermeister gegeben hat, einfach weil sich partout keiner zur Wahl für das Amt aufstellen lassen wollte. Natasha selbst hat 2017 Kalibrien besucht, war aber noch nie in San Luca, nur circa 50km davon entfernt. In ihrem Buch wollte sie zwei Seiten von Italien darstellen und verschiedene Menschen sowie ihre Verbindung zu Italien, deswegen ist die Wahl letzten Endes auf San Luca und Rom gefallen.

Rom. Der weltberühmte Pianist Emile Gallois wird nach einem triumphalen Konzert erschossen aufgefunden. Commissario Di Bernardo, der bereits erfolgreich in der Musikwelt ermittelt hat, wird an den Tatort gerufen. Gemeinsam mit seinem jungen Kollegen Ispettore Del Pino stößt er schon bald aus einem Sumpf aus Intrigen und Affären. Scheinbar führte Emile Gallois ein wildes Doppelleben, und die Ehe mit seiner Frau war nur noch Fassade. Sie hätte also durchaus ein Motiv gehabt, ihn umzubringen. Als dann jedoch eine zweite Leiche gefunden wird, stellt sich der Fall noch einmal ganz anders und sehr viel komplexer dar …

Sie liest den Prolog vor, in dem eine mächtige Familie (natürlich fiktiv, weshalb es auch keinen Nachnamen im gesamten Werk gibt) vorgestellt wird. Auch das beschriebene Ritual aus dem Prolog hat einmal existiert, also vor vielen Jahren, ob heute allerdings noch in dieser Form lässt sich nicht belegen.

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Der Commissario aus ihren Büchern hat übrigens eine Schwäche für Krawatten. Diese Schwäche entspringt aus ihrem Leben, da ein Familienmitglied von ihr ebenfalls über 350 Krawatten besitzt. Natasha liest einige Zeilen aus „Tödliche Sonate“ vor, wo sie ihren Protagonisten einführt. Und hierbei merkt man die Parallelen zu Natasha selbst. Ihr Ermittler hat bereits an verschiedenen Orten in Italien gelebt und sie im Gegenzug in verschiedenen Ländern. Es bestehen also Wurzeln überall und auch nirgendwo. Und er sucht ständig nach Gelegenheiten zu essen, auch Natasha war übrigens direkt nach der Lesung auf der Suche nach einer Kleinigkeit zu essen und hat unzählige Male den Eintopf Borsch erwähnt. Zufall? ;)

Nach immer wieder eingeschobenen Violinspiel-Sessions zum Vorlesen aus ihrem Buch, gab es eine kleine Pause. Zeit zum Verschnaufen für sie und das Publikum. Zeit für eine Pipi-Pause, ein weiteres kühles Getränk und das Gehörte in Gesprächen mit anderen Gästen Revue passieren zu lassen.

Direkt nach der Pause ging es dann weiter mit einer kurzen Leseeinheit, gefolgt von einem besonderen Moment. Sie gibt eine Uraufführung, das macht sie in solch einem Rahmen eher selten. Ein Werk von Boris Kosak, einem aus der Ukraine stammenden Kollegen der heute in Hamburg wohnt, spielt in ihrem noch nicht erschienenen oder fertig geschriebenen dritten Teil der Reihe eine Rolle, weshalb sie dieses zum Vorspielen auswählt (einziges Lied, für das sie sich vorsichtshalber Noten mitgebracht hat). Doch vorher liest sie ein paar Worte des Komponisten, der heute ebenfalls dabei gewesen wäre, wenn er nicht noch ein Engagement in einer anderen Stadt ebenfalls für den Tag bekommen hätte.

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Übrigens hat man als Solistin eher selten die Chance selbstständig auszuwählen, was man spielt. Beim Spielen in einem Orchester wird man zwar hin und wieder gefragt, ob man eventuell etwas Modernes spielen könnte, aber auch hier bekommen unbekanntere Kompositionen eher selten eine Chance. Natasha musste also erst zur Autorin werden, um selbst frei wählen zu können, was sie für ihr Publikum spielt. Wenn das mal kein positiver Nebeneffekt davon ist eine musikalische Autorin zu sein, dann weiß ich auch nicht. ;)

Wer sich von euch für ihre Geige, auf der sie spielt, interessiert, dürfte etwas zum Staunen bekommen. Antonio Stradivari aus Cremona war bereits zu Lebzeiten berühmt für seine Geigenbaukunst und äußerst wohlhabend. Weltruhm erlangte er insbesondere durch seine Messiah, eine Geige, die vor allem dadurch so bekannt ist, dass sie noch niemals jemand spielen durfte, eine unberührte Kreation also. Im Jahr 1716 gebaut, steht sie noch heute ungespielt in Oxford (zu ca. 30 mio. versichert). Für drei Monate wurde sie allerdings auch mal unter riesigen Sicherheitsvorkehrungen in Rom ausgestellt, wobei Italien nach einer perfekten Kopie abgesucht wurde und bei Natasha fündig geworden ist. Als Hommage hat ein ebenfalls sehr bekannter Geigenbauer Kopien der Messiah angefertigt, heute gibt es circa 40 Stück weltweit und eine davon ist im Besitz von Natasha (aus dem Jahr 1870). Sie hütet diese Geige, auf der sie ihr Publikum mitreißt, wie einen Schatz.

Ungefähr zwei Stunden nach Beginn neigte sich dieser außergewöhnlich schöne Abend dem Ende entgegen. Natasha verabschiedete sich mit einem weiteren Violinspiel vom Publikum, woraufhin der Bürgermeister und die äußerst bühnenpräsente Chefin der Buchhandlung Moller erneut das Ruder übernahmen, um sich bei Natasha zu bedanken und als Gegenleistung für eine musikalische Zugabe einen Blumenstrauß zu überreichen. Zum Glück sagten die Blumen Natasha zu, so dass sie erneut alle mit einem Violinspiel in ihren Bann zog. :)

Aber Natasha liebt es ohnehin zu spielen. Selbst, als sie gerade nicht laut für das Publikum spielte und sich beispielsweise erstmal vor der Lesung mit dem Toncheck beschäftigt hat, führte sie die ganze Zeit Trockenübungen aus. Ihre Finger blieben praktisch nie ruhig, ständig suchten sie den Kontakt zu ihrer sehr besonderen Geige. Meistens hat sie uns durch ausgelöste Töne verführt, doch manchmal haben sich auch nur ihre Finger warm gemacht. Das fand ich äußerst spannend. Ebenso die Tatsache, dass sie eine Frau ist, die unfassbare Freude ausstrahlt und sicherlich so gut wie alle durch ihre positive Art und ihr Lächeln mitzieht, beim Spielen, wofür sie weltbekannt ist, ist sie hingegen sehr konzentriert und findet nur in wenigen Momenten Zeit für ein Lächeln.

Insgesamt war die Lesung mit Violine für uns sehr besonders. Einerseits der Rahmen des sorgfältig angelegten Parks inklusive Bühne, in dem das Ganze stattgefunden hat. Andererseits der Star des Abends. Natasha ist einfach eine wahnsinnig sympathische positive Person, die noch dazu über so viel künstlerisches Talent verfügt, sowohl im musikalischen als auch schriftstellerischen Sinne. Das ist schon etwas Einzigartiges.

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An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Natasha für die Einladung bedanken. Es war ein wunderschöner Abend und vielen lieben Dank, dass wir dabei sein durften. Direkt nach der Lesung ging es für sie und uns noch gemeinsam mit dem Team der Buchhandlung Moller im Café Movement mit einem kleinen Absacker weiter. Vielen Dank an die Buchhandlung Moller für die Einladung. Natürlich hat Natasha auch in dieser Runde noch ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert aber diese Geschichten bleiben einfach mal unter uns. ;) 

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Ein Kommentar

  1. Hallo Linda,

    das klingt richtig klasse! Da wäre ich auch sehr gerne hingegangen.

    Das Buch kenne ich sogar. Die Autorin hatte es mir letztes Jahr als Rezensionsexemplar zukommen lassen und wir hatten vorab und auch im Anschluss nett hin und her geschrieben.

    Ich schaue mal, ob es solche Lesungen auch in meiner Umgebung geben wird.

    Liebe Grüße,
    Sandra

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